Erika Mierow rät, sich jetzt unbedingt einen schönen Rückzugsort zu gestalten

Wohnpsychologin Erika Mierow gibt Wohntipps, auch zur Gestaltung von Rückzugsorten

Fünf Wohntipps für ein Leben im Lockdown

Erika Mierow

Jetzt haben wir einen „lockdown light“. Es wird zwar nicht alles runtergefahren wie im Frühjahr, doch wir sind wieder auf unsere Wohnräume zurückgeworfen. Mal von Corona abgesehen, ist der November ohnehin ein Monat, in dem wir uns gern zurückziehen und es uns drinnen gemütlich machen. Es ist früh dunkel, Lichter und Kerzen verbreiten eine behagliche Stimmung, wenn es draußen regnet oder stürmt.

Aber was machen wir, wenn um uns herum die Kinder toben, wir selbst oder der Partner einen Platz fürs Arbeiten brauchen? Da die wenigsten Wohnungen und Häuser für Wohnen und Arbeiten zugleich ausgelegt sind, müssen wir improvisieren. Für den erfolgreichen Wechsel zwischen Aktivität und Passivität, Leistung und Erholung hier meine fünf Tipps:

Gestalten des Homeoffice

Richten Sie ihr Homeoffice dort ein, wo Sie genügend Tageslicht haben. Eine zusätzliche helle Lampe hilft in der Dämmerung. Der Platz sollte möglichst so ausgerichtet sein, dass Sie Ihren Blick immer wieder in die Natur lenken können. Allein schon kurze Momente reichen aus, um zu erholen. Sollte das nicht möglich sein, helfen auch Pflanzen im Blickfeld, ein Natur-Bild oder Poster. Halten Sie möglichst eine gewisse Übersicht an Ihrem Arbeitsplatz. Ein „Schlachtfeld“ kann auch Stress verursachen. Liegt der Arbeitsplatz mitten in der Wohnung, rate ich mit Raumteilern, Vorhängen, Teppichen oder farblich gestalteten Bereichen eine Art Arbeitszone zu schaffen.

Rückzugsort hilft zu entspannen

Wichtig ist aber auch ein Rückzugsbereich. Schauen Sie sich um, wo Sie sich wohlfühlen und machen Sie es sich dort so angenehm wie möglich: Alles, was an Bügelwäsche und Arbeit erinnert, muss aus dem Blickfeld verschwinden. Notfalls wird die Getränkekiste abgedeckt. Eine schöne Lampe, eine kuschelige Decke, ein kleines Tischchen oder Regal sowie eine Pflanze lassen alles angenehm wirken. An diesem Platz tun Sie bitte auch nur das, was Sie am liebsten mögen: Lesen, Musik hören, meditieren oder telefonieren.

Gehen Sie raus in die Natur

Natur ist für uns wichtig. Wann immer Sie können, gehen Sie hinaus und machen Sie einen Spaziergang oder fahren mit dem Rad. Wenn es geht, in einem Park,  Wald oder entlang eines Feldes oder Uferweges. Experten empfehlen, die sonst typischen Anfahrts- und Rückfahrtzeiten zur Arbeit zu imitieren. Atmen Sie kräftig ein und aus. Danach fühlen Sie sich besser und haben sich erfrischt. Das Immunsystem haben Sie dadurch auch gestärkt.

Leben Sie virtuell Gemeinschaft

Eine Video-Konferenz kann Gemeinschaft bzw. den Kontakt zu Kollegen und/oder Familie und Freunden zwar nicht ersetzen, aber immerhin kann man via Zoom, Skype & Co sich zumindest zwischendurch mal zu einem Plausch treffen. Man kann gemeinsam am Bildschirm einen Kaffee oder Wein trinken und sich erzählen, wie das Wochenende war, mit was man sich gerade beschäftigt und was noch so ansteht. Sollten die Ausgangsbeschränkungen irgendwann gelockert werden, können sich Kollegen auch zu zweit oder zu dritt in einem Co-Working-Space verabreden und dort gemeinsam arbeiten.

Singles sei empfohlen, sich zum gemeinsamen Sport per Video zu verabreden. Schön ist auch die Idee, gleich in größeren Mengen zu kochen, die Speisen in Gläser zu füllen und Freunden vor die Tür zu stellen – um dann alles gemeinsam am Bildschirm zu verspeisen. Das macht zwar Arbeit, aber auch Spaß. Wer nette Nachbarn hat, könnte auch denen mal etwas Gekochtes oder Selbstgemachtes vor die Tür stellen. Ein kleinen Anhänger dran, Zutaten oder Koch- oder Backanleitung beifügen – und die Freude über diese unerwartet nette Geste wird mit Sicherheit riesig sein.

Eine Tagesstruktur ist wichtig

Nicht nur, wer allein lebt, sollte sich eine Tagesstruktur zulegen. Gerade jetzt, wo die Lebensbereiche ineinander übergehen, gilt es, sich zu disziplinieren und die Mittagspause einzuhalten und abends wirklich Feierabend zu machen! Schalten Sie alle Technik ab, die mit Arbeit zu tun hat!

Wer in der Familie lebt, sollte mit den Kindern überlegen und diskutieren, wann was sein darf und stattfinden muss. Bitte wirklich die Bedürfnisse aller dabei berücksichtigen. Wenn alle zugestimmt haben, diesen Plan irgendwo gut sichtbar aufhängen. Dabei Rückzugszeiten für alle einplanen. Gemeinsame Aktivitäten festlegen. Zeiten für TV/Netflix-Serien oder Playstation-Zeiten, für sportliche Aktivitäten verabreden oder Zeiten für Spiele. Schön sind Fragespiele wie der Fragebogen Marcel Proust; sie kommen so miteinander ins Gespräch, wie etwa: „Worüber machst du dir Sorgen?“, „Wie sieht dein Leben in zehn Jahren aus?“, „Was macht dich glücklich?“

Ich hoffe, Sie kommen unbeschadet und gesund durch die Krise und wünsche Ihnen einen schönen und entspannten November! Ihre Erika Mierow