Matthias Krumbiegel
Kneipenkunst
- Hamburgs Kiez-Kneipen als Collage
- Denkbar auch für Hotels und Pensionen
- Handarbeit in Miniaturform
Hamburgs Kiez- und Kult-Kneipen kunstvoll festgehalten!
Hamburg – Matthias Krumbiegel ist Bibliothekar und Künstler. Eine geradezu kongeniale Kombination, denn so erklärt sich, weshalb er auf die Idee gekommen ist, dem langsamen, aber stetigem Verschwinden von Kneipen im Ortsbild der Hamburger Stadtteile mit Kunst zu begegnen. Und zwar in Form von Collagen in den Größen zwischen 15×20 cm und 25×25 cm, die er zu Preisen ab 59 Euro unter dem treffenden Namen Kneipenkunst anbietet.
Astra Stube durch Neubau bedroht
In seinem Online-Shop kann man so legendäre Kneipen wie „Zur Ritze“ auf der Reeperbahn (St. Pauli) oder die „Astra Stube“ unter der Sternbrücke im Stadtteil Altona im Kleinformat und dunkel eingerahmt entdecken. Wer weiß, wie lange die dort noch zu finden sein wird… Die Bahn plant die Brücke abzureißen und an dieser Stelle einen Neubau zu setzen. Von einer Art „Memento mori“ (Mahnung der Vergänglichkeit) spricht Matthias Krumbiegel daher, wenn er seine Kunst beschreibt.
Inspiration durch Kaugummiautomaten
Wie fing alles an? „Mit der Frage: Was von dem, was ich jetzt in meiner Nachbarschaft sehe, wird in 20 Jahren möglicherweise nicht mehr da sein“, so der 51-Jährige. Die Antwort lautete damals: Kaugummiautomaten!
Laserkopierer für Miniatur der Motive
Also zog der Hamburger los und begann die Orte, wo die Automaten noch zu sehen waren, mit der Kamera und dem Skizzenblog einzufangen – und sie in Form von kunstvoll gestalteten Collagen vor dem Vergessen zu bewahren. Auch wenn sich das Motiv inzwischen auf die Sehnsuchtsorte früherer Feierabendkultur verlagert hat, seine Werkzeuge sind geblieben: Skizzenblock, Fineliner, Aquarellfarben und ein Laserkopierer, mit dem er Motive so verkleinern kann, dass sie auch von einer Zigarrenschachtel schützend umfasst werden.
Zigarrenschachtel als Bilderrahmen
Über dem Sofa hängt eine frühe Collage dieser Machart. „Ausgedientes werfe ich nicht einfach weg“, sagt Krumbiegel, der in Wandsbek aufgewachsen ist. „Was sich irgendwie noch verwerten lässt, verwende ich auch!“. Die Zigarrenschachteln bekomme er beispielsweise „für rund 1 Euro das Stück“ bei Pfeifen Tesch unter den Colonnaden.
Bibliothek – eine Art Schatzkammer
Kein Zweifel: Der Hamburger, der sein Abitur auf der Fachhochschule für Grafik und Gestaltung gemacht hat, und sich trotzdem zum Bibliothekar hat ausbilden lassen und heute in der ZBW– Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft am Neuen Jungfernstieg arbeitet – mit etwa vier Millionen Büchern und 30.000 Zeitschriften die größte wirtschaftswissenschaftliche Bibliothek der Welt! – , ist längst auch in seinem Beruf zum „Schatzsucher“ geworden!
Aktendeckel als Hintergrund
„Schau‘ mal“, sagt er und zieht in seiner von Kunst geprägten Wohnung in Barmbek-Süd eine große, durchsichtige Aufbewahrungsbox unter einem seiner beiden Schreibtische im Wohnzimmer hervor. Zum Vorschein kommen eine Vielzahl von Umschlägen, Kartonagen, Ausschnitten aus alten Zeitschriften und Aktendeckeln. Einer davon zeigt den Bug eines Schiffes auf dunkelblau-grauem Hintergrund. „Der wurde einst von einer Werft zur Veröffentlichung des Jahresberichts verwendet.“
Beruf und Hobby congenial verbunden
Genial – dieser Aktendeckel eignet sich wundervoll als Hintergrund für eine Collage. Hier hat jemand offensichtlich den Blick für das Besondere – und das besondere Geschick, Beruf und Hobby optimal miteinander zu verknüpfen!
Keller eine Art Künstleratelier
Matthias Krumbiegel lächelt. „Es war richtig, nach dem Abi nicht Kunst und Grafik zu studieren, sondern mich als Bibliothekar ausbilden zu lassen.“ Der Beruf mache ihm nicht nur Freude und gebe ihm finanzielle Sicherheit, sondern lasse auch zu, dass er in seiner Freizeit seine künstlerische Ader voll ausleben könne. Was er damit meint, wird im Keller deutlich. Dort hat er auf wenig Raum, unzählige Malutensilien und zig‘ Spraydosen in Regalen und Schubladen griffbereit aufbewahrt.
Geübt in der Stencil-Kunst
„Hier mache ich vor allem Stencil-Kunst.“ Was das ist? Anhand einer Vorlage wie beispielsweise einem Foto, einer Grafik oder Schrift wird eine Schablone erstellt und das Motiv dann auf einen Untergrund (z.B. Leinwand) mit Spray-Farbe aufgetragen. Und tatsächlich bin ich umgeben von kleinen Abbildungen, die berühmte Sänger und Schauspieler wie Johnny Cash, Audrey Hepburn und Jean Reno auf Pappe oder Leinwand zeigen.
Workshops und ein Malbuch
Matthias Krumbiegel hat vor Corona die Stencil-Kunst in Workshops vermittelt – und wird das wahrscheinlich auch nach der Pandemie wieder im Brakula, dem Bramfelder Kulturladen, anbieten. Zurzeit sucht er nach einem Verlag, um ein Malbuch zu veröffentlichen: 15 bekannte Hamburger Kneipen will er dort mit Fineliner darstellen.
Und dann ist da noch seine Idee, auch auf Wunsch der Besitzer von Hotels, Pensionen und Kneipen Collagen anzufertigen. Denn, wie schreibt es der Hamburger so treffend auf seiner Homepage: Es geht um Zerfall, Auferstehung und das Überdauern!
Es geht um Zerfall, Auferstehung und das Überdauern!
Matthias Krumbiegel