Die „Alltagsmenschen“ auf der Insel der Schönen und Reichen
Wenningstedt – Sylt. Viele mögen bei diesem Namen zunächst an die Insel der Schönen und Reichen denken. Und so ganz kann man sich dieses Eindrucks auch nicht erwehren angesichts der vielen wunderschönen reetgedeckten Häuser, der PS-starken Boliden auf Straßen und Auffahrten und dem Stelldichein in Orten wie Kampen oder Keitum, wo man von einem Luxus-Juwelier und Cashmere-Shop zum nächsten tappt.
Und dann entdeckt man die Alltagsmenschen der Künstlerin Christel Lechner und ihrer Tochter Laura, Meisterschülerin der Kunstakademie Düsseldorf. Für mich eine echte Neuentdeckung! Auf Wenningstedt sind diese sympathischen übergroßen Skulpturen nahe der Strandpromenade gleich mehrfach zu bewundern: mal als Surferinnen (die Bretter scheinen im Winter offenbar entschwunden zu sein), mal als Himmelsgucker mit Fernglas in der Hand oder als Paar, das sich nach oder vor dem Bad in der Nordsee auf dem unteren Podest der Haupttreppe duscht.
Auch vor einem Privathaus in Keitum – Dame auf Bank mit Hund – und auf List habe ich die Figuren entdecken können. Immer sind es Szenen, wundervoll realistisch aus dem Alltag gegriffen! Menschen fern von jeglicher Noblesse – so, wie wir halt sind. Erwischt, denkt man sich und muss beim Anblick augenblicklich schmunzeln!
Auf der Website sind übrigens bei Christel Lechner diese Worte zu lesen: „Gelebtes Leben ist für mich die menschlichste Form der Schönheit.“ Und, dass sie mit ihren Figuren die Menschen in ihrem „Alltag abholen, sie unmittelbar erreichen: Emotionen wecken, innehalten, vielleicht auch sich selbst wiederfinden lassen“ wolle.
Auf Nachfrage habe ich erfahren, das Christel und Laura Lechner leider keine klassischen Auftragsarbeiten annehmen. „Im Rahmen ihrer künstlerischen Sprache entstehen jedoch von Zeit zu Zeit Skulpturen für den Privatbereich“, so die Antwort vom Lechnerhof. Es gibt also zumindest eine Chance!