Gunda Jastorff Bilder & Collagen
- Jedes Werk ein Unikat
- auch Auftragsarbeiten
- Atelierbesuch – der StilTalk
Abstrakte Kunst vornehmlich in Weiß
Hamburg – Vor Kurzem noch war Gunda Jastorff auf der Affordable Art in Brüssel mit ihrer Kunst zu sehen. Für viele von uns vielleicht ein zu langer Trip, um ihre Bilder, die vornehmlich in Weiß gehalten sind und in denen das Meer und die Küstenlandschaft oft eine Rolle spielen, zu entdecken.
Deshalb an dieser Stelle dieser Tipp: Die Künstlerin, die mit Mann vor den Toren Hamburgs lebt, hat in der Hansestadt ein Atelier, in dem man sie von Zeit zu Zeit im Rahmen eines „Offenen Ateliers“ oder nach Anmeldung besuchen kann (Kunstraum17/Nedderfeld 17).
Farbschichten aus Acryl, Lack, Marmormehl
Ganz zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn – vor gut 27 Jahren – da malte Gunda Jastorff noch eher figürlich und die Farbe Rot spielte eine tragende Rolle. Mittlerweile hat Weiß diese Rolle in ihrem Schaffenswerk eingenommen. „In dieser Farbe ruhe ich!“, sagt Gunda Jastorff.
Allerdings sollte man sich von dieser Formulierung nicht täuschen lassen, denn unter den scheinbar hell und leicht anmutenden Oberflächen verbirgt sich oft eine Vielfalt an Schichten bestehend aus bunten Tupfern und Lagen aus Acryl, Lack, Marmormehl und allem, was die Künstlerin so an „Fundstücken“ in ihre Collagen eingebunden sehen möchte.
Collagen aus Segeltuch und „Fundstücken“
Für ihre Serie ,Vom Winde verweht‘ hat sie beispielsweise Stücke von altem und gebrauchtem Segeltuch kunstvoll eingebunden; auch kleine zerrissene Textstücke finden sich in diesen Collagen wieder. In einem anderen Bild mit dem Namen „Magic Forest“ hat sie Mammutbaumrinde und Seidenpapier collagenartig platziert und an einigen Stellen mit weißem Hochglanzlack gearbeitet, „um die Vielseitigkeit und die Magie des Waldes hervorzuheben.“
Ähnlich geht sie mit Farben um: Hinter einer scheinbar in Weiß getauchten Landschaft entdecke ich leichte Rot- und Gelbtöne. „Dieses Arbeiten mit Farbtupfern braucht es, damit ein Weiß zum Leuchten kommt!“, erläutert die Künstlerin. Sowas nenne man durchgearbeitet.
Besuch renommierter Kunstakademien
Eine Technik, die sie mittlerweile nahezu perfekt beherrscht. Und falls nicht? „Dann beginne ich einfach mit einer neuen Schicht und weiß, dass das Bild eine wunderbare Grundierung hat“, sagt die Malerin und lacht. Manchmal sei sie verwundert, wenn sie sehe, dass manch‘ vermeintlicher „Künstler“ auch ohne jegliche Technik auf Messen seine Werke präsentiere – und dabei allein auf die großflächige Verwendung von Schwarz und Weiß setze…
Sie selbst hat den Umgang mit Materialien und Farben an renommierten Kunstakademien und unter den kritischen Blicken von Malern wie Gerhard Almbauer und Peter Tomschiczek (beide früher Dozenten an der Kunstakademie in Bad Reichenhall) erlernt.
Nicht alles auf ersten Blick erkennbar
Es gibt da ein Zitat von Peter Tomischiczek, da heißt es: „Ich suche das Wirkliche in den Dingen, das Äußere genügt mir nicht“. Auch bei Gunda Jastorffs Kunst hat man den Eindruck: Besser man schaut genau hin, um zu sehen, was sich alles noch in ihren Bildern verbirgt…
Ist das da unten auf dem Bild beispielsweise ein Textauszug, da hinten vielleicht ein Bruchstück einer Landschaft oder ein Mensch, der sich gerade aufrichtet? Im Zweifel überlässt es die Künstlerin dem Betrachter, was er in einem Werk zu entdecken meint. Es gibt aber auch Dinge, da ist sie ganz klar – beispielsweise bei Auftragsarbeiten.
Klare Vorstellung bei Auftragsarbeiten
Ein Blumenbild oder Porträt? „Das kommt für mich nicht in Frage“. Und dann zeigt sie auf ein Bild, angelehnt an der Wand. Es ist nahezu komplett in Schwarz gehalten, wobei an den Seiten kleine Farbsprengsel zu sehen sind und ein großer Teil in der Mitte wie ein schwarzer, glänzender See erscheint. „Eine Auftragsarbeit, der Lack muss noch durchtrocknen.“
Also doch nicht nur Kunst in Weiß? „Jein, es handelt sich um ein monochromes, in diesem Fall schwarzes Bild, das als Diptychon (griech. zweiteiliges Gemälde) zusammen mit einem weißen Werk eine spannende, ruhige Ausstrahlung entwickeln kann.“
Collage aus 150 Jahre altem Leinen
Um sicher zu gehen, dass ein Bild bzw. eine Collage auch wirklich gut geworden ist, hängt die Künstlerin es gern zunächst bei sich zuhause auf: „Dann kann ich sehen, ob es auch wirklich eine Wirkung hat.“ Geradezu begeistert ist sie von einem „Experiment“, bei dem sie ein mehr als 150 Jahre altes Leinentuch in diversen Tinkturen aus Gips und Acryl getränkt hat.
„Allein das Trocknen hat 14 Tage gedauert.“ Aufgezogen auf einem Keilrahmen wirkt es wie eine plastische Skulptur aus kunstvoll geformten Falten und Wellen. „The Origin V“ hat Gunda Jastorff dieses 90 x 140 Zentimeter große Werk benannt – weil es in seiner Dreidimensionalität den Ursprung von Altertum zur Moderne vermittele. Was es kostet? Wie nahezu alle ihre Collagen bewegen sich die Preise zwischen 2000 und 2600 Euro.
Dieses Arbeiten mit Farbtupfern braucht es, damit ein Weiß zum Leuchten kommt!
Gunda Jastorff