bridge & tunnel – nachhaltiges Design aus Hamburg
- Produktion in Hamburg
- faire Entlohnung der Mitarbeiter
- Upcycling von abgelegter & überschüssiger Ware
Nachhaltige Mode – Zweite Chance für Lieblingsjeans!
Hamburg – Vielleicht ergeht es Dir ja wie mir, nachdem Du von Bridge & Tunnel erfahren und Dich ein wenig durch den Blog des Social Fashion Labels geklickt hast: Es ist Zeit umzudenken! Wir kaufen, kaufen und kaufen – und sollten auch beim Kauf von Kleidung achtsamer werden.
Das ist zugleich eine der Kernbotschaften von Constanze Klotz (Conny) und Hanna Charlotte Erhorn (Lotte). Die beiden Hamburgerinnen – Lotte ist diplomierte Textildesignerin, Conny promovierte Kulturwissenschaftlerin – haben sich zufällig auf einer Bad-Taste-Party kennengelernt (O-Ton Conny: „Wir hatten beide eine ähnlich hässliche Frisur!“) und 2016, nachdem sie sozusagen erkannt hatten, dass sie Schwestern im Geiste sind, Bridge & Tunnel gegründet.
Brücken bauen im doppelten Sinn
Das Besondere an diesem gemeinnützig anerkannten Unternehmen? Es dreht sich alles um die zweite Chance – sowohl bei den Menschen als auch Textilien! So arbeiten für das Hamburger Label nur Leute, die wegen ihrer mangelnden Sprachkenntnisse oder nicht vorhandener Zeugnisse nie oder kaum auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Chance gehabt hätten. Und bei den Textilien werden nur abgelegte (Lieblings-)Jeans verwendet, gespendet von Kunden*innen oder überschüssige und fehlerhafte Ware von Firmen.
Wie die beiden Unternehmerinnen auf die Idee gekommen sind? „Sie kam im wahrsten Sinne des Wortes zu uns“, erzählt Conny in einem Interview und spricht sogar von einem „Erweckungsmoment“.
Fairness in der Arbeitswelt
Conny und Lotte verstehen sich seitdem als „Brückenbauerinnen“ und verfolgen durchaus das Ziel, diese Welt „in kleinen Schritten besser zu machen“. Wie? Durch mehr Wertschätzung von Mensch und Material sowie mehr Fairness in der Arbeitswelt!
Dies alles wird gesehen und gewürdigt – sieben (!) Preise hat das Social Fashion Label mittlerweile erhalten. „Zu unserer großen Freude in den unterschiedlichsten Kategorien: 2015, sozusagen noch vor der Gründung für unsere Projekt-Idee, und zuletzt im Juni 2018, als wir den 25-Frauen-Award erhielten, weil wir mit dazu beitragen, das Denken in der Wirtschaft zu verändern“, so Conny, als „Außenministerin“ zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.
Kissen aus vier Jeans
Die schwarze Null ist dennoch noch nicht erreicht. „Wir sind ein non-profit-Label, das seine zwölf Mitarbeiter*innen fair und nach Tarif bezahlt.“ Fair Fashion eben! Und so erklärt sich, dass ein kunstvoll gepatchworktes Denim-Kissen mit Reißverschluss – es wird im Schnitt aus vier (!) Jeans gefertigt – für 59 Euro (inkl. Mwst.) im Shop zu haben ist.
„Während in der Modeindustrie mit Stoffbahnen gearbeitet wird, die man übereinander legt und so schnell effizient zuschneiden kann, werden bei Bridge & Tunnel die Alttextilien erst einmal sortiert, gewaschen, aufgetrennt und gebügelt, bevor wir uns mit dem Zuschnitt beschäftigen können.“
Unikat auch zum Verschenken
Großer Aufwand also, der sich vor allem dann ergibt, wenn Kunden sich aus heiß geliebten Jeans ein Unikat nähen lassen. Ein Angebot, das sehr gut ankommt, zumal sich damit auch schöne Geschenkideen ergeben („Denim Stories“). Die Designs des Labels – Taschen, Blousons, Kissen, Plaids etc. – dienen dabei immer als Vorlage.
Zusätzlicher Mehrwert dieser Produkte: Wegen des vielen Waschens der gebrauchten Denims sind sie absolut frei von jeglichen Chemikalien! „Das kann man von neuen Jeans nicht sagen“, betont Conny. Nicht grundlos sei auf deren Schildern oftmals der Hinweis zu lesen: Bitte nicht zu nah ans Feuer treten!
Eigener Blog und Podcast
Nachhaltig, fair und regional – dieser Dreiklang überzeugt auch immer mehr Unternehmen wie Tchibo, Levi’s oder den FC St.Pauli, mit denen es erfolgreiche Kooperationen gibt bzw. gab.
Conny und Lotte sind glücklich über diese Entwicklung. „Als wir anfingen, war das Thema Nachhaltigkeit eher ,nischig‘ besetzt“. Doch es ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, weshalb die beiden Frauen in ihrem Fair Fashion Blog Themen weit über die Modebranche hinaus aufgreifen – nicht grundlos gibt es dort den Reiter „We design society“.
Wundert es, dass die beiden Hamburgerinnen mittlerweile auch ein eigenes Podcastformat haben? In „Talk Slow“ sprechen sie alle vier Wochen mit Leuten, „die Mode auch anders denken“. Ihr Herzenswunsch dabei: „Mode wieder zu dem zu machen, was sie einmal war: ein langlebiger Wegbegleiter und ein Thema voller Leidenschaft.“
„Wir sind ein non-profit-Label, das seine zwölf Mitarbeiter*innen fair und nach Tarif bezahlt.“
Constanze (Conny) Klotz