Heinz-Jürgen Rathmann
Heinz-Jürgen Rathmann Couture Hamburg
- Atelier in Lokstedter-Villa
- aktuelle Stoffkollektionen aus Italien
- Mode, die kleidet und nicht verkleidet
Maßgefertigte Damenmode aus Hamburg für besondere Anlässe
Hamburg – „Sie sind meine Augen“ hat eine treue Kundin mal zu Heinz-Jürgen Rathmann während einer Anprobe gesagt. Vier Worte, die es in sich haben. Weil sie so gut zusammenfassen, was man bzw. „frau“ beim Hamburger Schneidermeister für Damen-Couture erwarten darf: Den optimalen Schnitt zur jeweiligen Figur, die gekonnte Farbabstimmung auf die jeweilige Erscheinung (Augenfarbe und Hautton) – dies alles verbunden mit hochwertigen Stoffen, gern aus aktuellen Kollektionen namhafter italienischer Hersteller.
Kleidung unterstreicht Persönlichkeit
Wenn Mode gut sei, dann habe sie nichts mit Verkleidung zu tun, betont der 64-Jährige, der sich selbst an diesem Tag in graues Kaschmir gekleidet hat, kombiniert mit einer weich fallenden Cordhose. „Maßanfertigungen sollten immer die Persönlichkeit eines Menschen unterstreichen und so authentisch wirken, dass die Kleidung hinter dem Menschen verschwindet, er am besten ganz vergisst, was er anhat.“
Dabei macht Heinz-Jürgen Rathmann kein Hehl daraus, dass die Schneiderkunst ihren Preis hat. „Billig gibt es nicht!“, unterstreicht er. Für die Anfertigung eines Kleides, Kostüms, einer Hose oder Bluse fingen die Preise bei 350 Euro aufwärts an – fürs reine Handwerk! Die jeweils verwendeten Stoffe würden extra berechnet.
Gemeinsame Suche mit Spaßfaktor
Seine Kundinnen? Namen möchte er nicht nennen, doch schnell wird aus den vielen, kleinen Erzählungen klar: Neben so mancher Persönlichkeit mit Rang und Namen auch so manche Größe aus der Film- und Fernsehbranche. Aber das war früher, unterstreicht Heinz-Jürgen Rathmann salopp, während er es sich auf dem weichen Teppich im Ankleidezimmer mit den deckenhohen Spiegeln im Schneidersitz gemütlich macht.
Häufig kommen Kundinnen in sein Atelier in Lokstedt, weil es einen Anlass gibt: eine Hochzeit, ein Jubiläum oder eine Feier. Schön sei es, wenn er sich dann mit ihnen gemeinsam auf die Suche begäbe – nach dem, was am besten zu ihnen passe und sie sich dabei manchmal auch auf eine Idee oder etwas Neues einließen. „Natürlich immer optimal zugeschnitten auf die Bedürfnisse und Wünsche meiner Kundinnen!“
Kunstlehrerin lehrte das Sehen
Wenn der 64-Jährige so auf die Anfänge seiner Laufbahn in der Damen-Couture zurückblickt, dann ist er unendlich dankbar. „Mir wurde etwas geschenkt, was ich gar nicht gesucht habe!“ Tatsächlich habe er bis zu seinem 19. Lebensjahr davon geträumt, Kunsterzieher zu werden. „Das hat mit meiner damaligen Lehrerin zu tun. Sie schulte uns darin, ein Bild wie eine Komposition anzudenken – seitdem wollte ich Menschen für das Sehen begeistern!“
Doch ein Studium an der Hochschule für bildende Künste – das war nicht sein Ding. „Das wurde mir beim Anblick der vielen Mappen klar.“ Er wollte ins Handwerk, am liebsten Schneider für Damenmode werden. „Sie glauben nicht, was ich damals – immerhin auch schon Mitte der 70er-Jahre – so alles zu hören bekam: „Ein Mann? Der kommt uns nicht ins Atelier!“
Schnittzeichnung in Perfektion
Schneidermeisterin Ilse Friederich hatte Erbarmen mit ihm. Dort machte er unter den kritischen Blicken der Schneiderinnen ein Praktikum, anschließend die Ausbildung zum Damen-Schneider – und lernte auf ausdrücklichen Wunsch seiner Lehrmeisterin hin die Schnittzeichnung. Noch heute fühle er sich sehr verbunden mit diesen beiden „Lehrmeisterinnen“, erzählt er, während wir an einem Tisch mit unzähligen handgefertigten Modezeichnungen im Atelier stehen bleiben.
Er selbst habe leider nur einen einzigen Mann in den vergangenen Jahren als Schneider ausgebildet. Zu seiner Freude habe dieser eine tolle Karriere bei einem großen Hamburger Modeunternehmen gemacht. „In diesem Handwerk ist eine große Frustrationstoleranz notwendig.“ Man müsse bereit sein, stetig Neues zu lernen – und Fehler einzugestehen, wenn sie denn passierten.
Suche nach dem Bestmöglichen
Ob er jemals auch Herren eingekleidet habe? „Oh ja, ab und wann verirrt sich auch ein Mann in mein Atelier“, erzählt Heinz-Jürgen Rathmann schmunzelnd. Sorge, dass er Kunden nach Figur und Größe bewerte, braucht man nicht haben. „Beides ist für mich unerheblich. Es geht immer darum, für Kunden die bestmögliche Form, den bestmöglichen Schnitt und dazu einen schmeichelnden Stoff zu finden – und vielleicht hier etwas zu betonen und dort etwas zu kaschieren!“
Zauber der Verwandlung
Ein gemeinsames Projekt, das sich auf zwei, drei Anproben bis hin zur Fertigprobe erstrecke und viel Spaß bereiten kann. Insofern hat die Schneiderkunst dann doch etwas mit dem Zauber der Verwandlung zu tun – kombiniert mit einer großen Portion Ehrlichkeit und viel Einfühlungsvermögen. „Ich würde nie einer Kundin zu etwas raten, was ihr nicht steht!“, betont Heinz-Jürgen Rathmann. Und man glaubt es ihm! Wie sagte doch seine treue Kundin so schön? „Sie sind meine Augen!“
Sie glauben nicht, was ich damals – immerhin auch schon Mitte der 70er-Jahre – so alles zu hören bekam: ,Ein Mann? Der kommt uns nicht ins Atelier!‘
Heinz-Jürgen Rathmann