Schmerzfrei leben ohne Medikamente

Häufig falsches Sitzen

Dabei hat sie schon im Hinterkopf die Pohltherapie. Die basiert auf der Erkenntnis, dass viele schmerzhafte Erkrankungen von chronischen Verspannungen in den Muskeln, Sehnen, Faszien sowie im Bindegewebe der Haut herrühren. „Beispielsweise durch falsches Sitzen am Arbeitsplatz oder eine nicht förderliche Kopfhaltung beim Schauen aufs Handy“, erläutert die Therapeutin, die bereits seit 20 Jahren praktiziert.

Nach ihrer Einschätzung sei es angesichts des vielen Sitzens nur eine Frage der Zeit, bis jeder von uns irgendwann körperliche Probleme bekommt. Das Problem ist nur: Nicht immer liegt der Grund für ein Symptom im vielen Sitzen, und nicht immer können sich die Betroffenen einen Reim aus ihren chronischen Schmerzen machen. Und der Körper dummerweise auch nicht.

Verspannungen als Ursache

„Man muss sich das wie eine Art Amnesie eines Teils des Bewegungsgedächtnisses vorstellen“, erläutert die Heilpraktikerin, die von Jugend an bis zu drei Mal die Woche Kung Fu als leidenschaftliche Sportlerin betreibt. Durch diese Störung in der Körperwahrnehmung seien die Verspannungen dem Bewusstsein nicht zugänglich und könnten deshalb auch nicht einfach aufgelöst werden. „Mit der manuellen Schmerztherapie à la Pohl löse ich diese sensomotorische Störung auf und der Körper kann den Schmerz quasi aus der Verdrängung holen und der muskulären Verspannung wieder zuordnen.“

Zu theoretisch? Ein Beispiel. Eine junge Frau kann keinen Satz zu Ende sprechen, ohne zwischendurch immer wieder etwas trinken zu müssen. „Sie hatte unentwegt das Gefühl, ein Haar in der Speiseröhre zu haben, und das versuchte sie durchs Trinken loszuwerden“, erzählt Angela von Ziehlberg, die übrigens auch noch die traditionelle chinesische Medizin, die Akupunktur und die Zungen- und Pulsdiagnostik beherrscht.

Starren auf das Handy

Die Schmerztherapeutin fand schnell heraus, dass der Grund für diese Symptomatik das häufige und „falsche“ Schauen und Schreiben am Handybildschirm war. Sie entwickelte für die Patientin geeignete Übungen, empfahl ihr, diese mehrfach am Tag zu machen – und nach kaum mehr als zwei Behandlungen war die Symptomatik verschwunden und die junge Frau konnte wieder normal sprechen.

Noch ein Beispiel. Ein älterer Herr kam in die Praxis und erzählte, dass er seine beiden Füße nicht mehr spüre. „Er hatte das Gefühl, wie auf Watte zu laufen“, erzählt die Stormanerin. Zu diesem Zeitpunkt war er medizinisch schon auf viele mögliche Ursachen hin abgecheckt worden – unter anderem auch auf Diabetis.

Grund für taube Füße

Unter dem geschultem Blick der Therapeutin stellte sich schnell heraus, dass der Mann offenbar im Zuge der Jahre verlernt hatte, mit beiden Füßen gut abzurollen. „Er benutzte seine Fußsohlen nicht mehr als Rezeptoren und das führte dazu, dass oben im Kopf quasi die Info ankam: Da unten passiert nichts!“

Das Gute auch hier: Dem älteren Herrn konnte geholfen werden – mit Geh-Übungen, die ihm dazu verhelfen, künftig wieder mehr seine Füße zu spüren. „Die Tatsache, dass meine Patienten erkennen, dass sie selbst aktiv an ihrer bis dahin schmerzlichen Situation etwas ändern können, wirkt wie ein Wunder“, freut sich die Therapeutin, der es damit trotzdem nicht ganz gelingt, sich selbst zu entzaubern.