Meine Highlights auf der Designmesse
Blickfang Hamburg 2025: Möbel und Mode nachhaltig gefertigt!
Hamburg – Nun ist sie vorbei, die Blickfang Hamburg, auf der sich mehr als 120 Designlabels aus ganz Europa am vergangenen Wochenende (16. -18. Mai) in den Deichtorhallen vorgestellt haben. Hier kommen die Aussteller, die mit ihren Entwürfen und ihrer Philosophie nachhaltig in Erinnerung geblieben sind.
Althergebrachtes Tischlerhandwerk
Zuallererst möchte ich Kalle Warncke vorstellen, ein Tischlermeister aus Flensburg. Eigentlich kommt er aus dem Bootsbau, als er dort jedoch merkte, dass Nachhaltigkeit kaum eine Rolle spielt, wendete er sich dem Möbelbau zu und fertigt nun über seine Manufaktur Hartholzdesign nur Tische, Stühle, Bänke und Spielzeug an, „die in echter Handarbeit nach althergebrachten Regeln des Tischlerhandwerks hergestellt werden.“
Kein Plastik und Kunststoffleim
Was das konkret bedeutet? Auf Dübel und Kunststoffleim wird bewusst verzichtet. Verwendet werden nur Hölzer aus PEFC-zertifizierter, heimischer Forstwirtschaft und wo immer es geht, werden klassische Holzverbindungen und -führungen verwendet. Damit sind die Möbel praktisch für die Ewigkeit konzipiert, weshalb sie bewusst zeitlos schön und schlicht gehalten sind.
Möbel aus maritimen Holz
Nachhaltigkeit ist auch Dag Jansson Perslow aus Hamburg wichtig. An seinem Stand JANSSON Mashup Design zeigte er Möbel, die er in einer Containerhalle am Peuter Elbdeich aus altem Hafenholz fertigt, „also aus massiven Dalben aus dem Hamburger Hafen, verwitterten Stegplanken von Nord- und Ostsee oder aus norddeutscher Eiche, die einem der letzten Herbststürme zum Opfer gefallen ist“. Ebenso wie Kalle Warncke bietet auch der Hamburger Auftragsarbeiten sowie individuelle Änderungen und Anpassungen auf Wunsch an.
Holzkreationen mit Charakter
Ebenso spannend der Ansatz von Dennis Disterheft, der seine Designideen (Möbel, Leuchten, Regale) aus Holz unter der Marke „Verschnitt“ anbietet. Wie der Name bereits erahnen lässt, kommt hier nur Holz zum Einsatz, das für die konventionelle Möbelfertigung wegen sogenannter Imperfektionen nicht weiter verarbeitet wird. Dazu gehören beispielsweise Astlöcher, Wurmfraß und eine ausgefallene Maserung.
Auszeichnung mit Umwelt-Award
„Wir verwenden nur luftgetrocknetes Eichenholz, das in unserem eigenen familienbetriebenen Sägewerk als Verschnitt aussortiert wird“, erzählt der junge Mann, der ursprünglich Architektur studieren wollte, dann aber doch ganz schnell feststellte, dass ihm das kreative Handwerk mehr liegt. Dass er den richtigen Weg eingeschlagen hat, beweist nicht nur die 2016 erlangte Auszeichnung mit dem „Green Product Award„, sondern auch die positive Resonanz auf seine Designideen mit Charakter am Messestand.
Schwebendes Bett
Ein echter Blickfang auf der Messe war auch das Architektenbett von Ulrich Pape, zu bewundern in diversen Inszenierungen unter pa:ul. Ein Bett, das zu schweben scheint und sicherlich all jene anspricht, die mehr Leichtigkeit und Design im Schlafzimmer wünschen, zugleich über das notwendige Budget verfügen. Denn ein Schnäppchen ist dieses besondere Bett (ab 3500 Euro) nicht.
Wandmontiert oder freistehend
Dafür begeistert es in der Tat durch Finesse. Zunächst ist es in zwei Varianten erhältlich: wandmontiert oder freistehend. In beiden Fällen verbirgt sich unter der Matratze ein speziell entwickelter Federlattenrost aus Buchenholzfurnier, der ergonomisch auf alle Körperformen und Liegepositionen eingestellt wird sowie ein schmaler Natursteinblock, der auf beiden Seiten eine Ablage in Kopfhöhe ermöglicht. Laut Ulrich Pape ist die Konstruktion so ausgelegt, dass zwei Personen mit einem Gewicht von jeweils 150 Kilogramm sorglos auf dem Bett herumspringen könn(t)en. Vielleicht testet das ja irgendwann jemand aus :-)?!
Schreibtisch für Tiny Houses
Die Messe bot aber auch Nachwuchsdesignern die Chance, ihre Kreationen, die vorab eine Jury im Rahmen eines Studierendenwettbewerbs überzeugt hatten, der Öffentlichkeit vorzustellen. Dazu zählt Moritz Glatte von der Universität der Künste in Berlin, der seinen „Block“ in einem ansprechenden Fliederton vorstellte: ein platzsparender, flexibler Schreibtisch für Coworking Spaces oder Tiny Houses. Durch einen einfachen Klappmechanismus lässt sich der Tisch auf kompakte 70 x 70 x 70 cm reduzieren und bietet zugleich viel Stauraum.
Möbel aus faltbarem Edelstahl
Spannend auch die Idee von Yoomin Sun aus Wien, die Möbel aus leichtem, faltbarem Edelstahl vorstellte. Ihre „Wirewire“-Kollektion brilliert durch minimalistische Ästhetik. Zudem sind die Möbel nicht nur praktisch, sondern auch nachhaltig, da sie recycelbar und einfach zu reparieren sind.
Steckbares Regalsystem für Schrägen
Smart auch die Idee von Kim Görlich und Fleur Siedler, die ihr „Winkelwunder“ auf der Messe vorstellten. Eine Konstruktion aus Holz, die sich dank des leicht zu bedienenden Stecksystems unter jeder Dachschräge schnell umsetzen lässt.
Nachhaltige Mode aus Hamburg
Nun dreht sich auf der BLICKFANG nicht alles nur um Möbel. Auch Designer aus der Mode- und Schmuckszene nutzen die Messe, um neue Kreationen vorzustellen. Und auch hier spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. So zum Beispiel bei Lea Lahr, ein Label aus Hamburg, das dazu einlädt, in das Universum der Zero Waste Couture einzutauchen und Menschen mit Mut zum individuellen Auftritt anspricht!
Upcycling Unikate für den großen Auftritt
„Jedes Design ist ein einzigartiges Upcycling-Unikat – meisterhaft aus Deadstock-Materialien geschaffen, um tragbare Kunstwerke zu erschaffen“, heißt es auf der Website. Tatsächlich fasziniert mich die extravagante Mode des Labels sehr und auch die Idee, Materialien zu verwenden, die in Lagern zu verstauben drohen, ist wundervoll. Leider fehlt mir aber der Mut und die Gelegenheit, mit solcher „Signature Mode“ den großen Auftritt zu wagen.
Slow Fashion aus Hamburg
Zeitlos und weniger extravagant, aber ebenso nachhaltig ist die Mode des ebenfalls aus Hamburg stammenden Labels HEL . In dem Kürzel verbergen sich nicht nur die ersten drei Buchstaben von Modedesigner und Gründer Helmut Wegner, sondern auch die Anfangsbuchstaben der Worte Human Equality Label.
Ein klares Bekenntnis zu dem Credo „Human before Fashion“ und damit zu einer Mode, die faire Herstellungsbedingungen für Mensch und Umwelt im Blick hat. Entworfen werden bei HEL nur zeitlose Kleidungsstücke in Kleinserien, regional gefertigt aus hochwertigen Materialien, die aus Überschüssen anderer Modemarken stammen. Lese dazu gern mehr im Interview mit der BLICKFANG.
Videoinstallationen zum Entschleunigen
Last but not least möchte ich zum Schluss noch den Fotografen und Videoartisten Stephan Zirwes aus Stuttgart erwähnen. Er hat allein im Jahr 2024 vier Awards erhalten für die Art, wie er mit seiner Kamera Szenen im Alltag und in der Natur festhält. Sehr smart seine Idee, auf dem Screen eines Fernsehers vorab von ihm aufgenommene Videosequenzen abspielen zu lassen. Die Idee ist so einfach wie spannend und hat schon jetzt viele Fans gefunden, die auch Entschleunigung wünschen.
Du möchtest gern viele dieser Designer im Rahmen eines kleinen Videos sehen? Dann schau doch mal auf dem Instagram- und Facebook-Account von StilDate vorbei. Dort habe ich ein Reel zu meinem Messerundgang gemacht.